Wohnungen statt Parkplätze

Anwohner wollen BAUSTOPP gerichtlich erzwingen

Christopher von Savigny, Elbe Wochenblatt

OSDORF Statt 38 Parkplätze nun 22 neue Wohnungen: Seit rund drei Jahren schwelt am Tönninger Weg ein Streit um einen Garagenhof, der den Anwohnern seit Jahrzehnten als Abstellflache für ihre privaten Pkws dient.

Anfang 2023 wurden die Garagen (Standort: Einmündung Vogt-Groth-Weg) abgerissen, die Baugrube für die Neubauten ist bereits ausgehoben. Die Anwohnerinitiative „toenningerweg.info“ will die Hoffnung dennoch nicht aufgeben: »Der Wegfall der Parkplatze bedeutet für uns eine Katastrophe“, sagt Ini-Sprecher Daniel Stern, der mit seiner Familie selbst unmittelbar neben dem Baugrundstück wohnt. Der überwiegende Anteil der lokalen Eigenheimbesitzer sei schon älter oder mobilitätseingeschränkt und könne auf ein eigenes Auto nicht verzichten. Weiterhin stört sich die Initiative an den Dimensionen des Wohnprojekts (geplant sind zwei mehrstöckige Gebäuderiegel), wodurch die Lebensqualität im Viertel stark beeinträchtigt werde. Kritikpunkt Nummer eins ist die Rechtslage: Denn laut dem aktuell geltenden Bebauungsplan (Osdorf 39) sind an dieser Stelle überhaupt keine Wohnungen vorgesehen, sondern lediglich einstöckige Garagen. „Wir nennen das Bebauungswillkür“, sagt Stern. „Weil die Stadt dringend neue Wohnungen braucht, wird jeder Investor nach unserem Eindruck per Sondergenehmigung durchgewinkt. Die Interessen der Anwohner werden einfach übergangen!“ Ende April hat die Ini beim Verwaltungsgericht Hamburg einen Eilantrag gegen die Baugenehmigung eingereicht. „Es war die einzige Möglichkeit, noch irgendwie einen Baustopp zu erwirken“, berichtet Stern.

Nicht zum ersten Mal rollen die Bagger im Tönninger Weg: So sind in den vergangenen Jahren einige mehrstöckige Wohnblocks entstanden – etwa auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Tönninger Weg/Vogt-Groth-Weg) und an der Ecke zur Langelohstraße. Ein weiteres Ensemble, das sogenannte „Tönninger Duo“ (Tönninger Weg 1-5) ist im März bezugsfertig geworden. Die Initiative glaubt, dass die Nachfrage gar nicht so groß ist. „Vor einigen Wochen waren erst knapp die Hälfte der Wohnungen vergeben“, sagt Stern.

Das Bezirksamt begründet die Baumaßnahme damit, dass sie „der Schaffung dringend benötigten Wohnraums“ diene. Nach Auskunft von Sven Hielscher, Vorsitzender der CDU-Fraktion Altona, richten sich die neuen Gebäude in ihrer Hohe und Breite nach den benachbarten Häusern – und seien damit nicht so überdimensioniert“ wie von der Initiative behauptet.

Zudem entstehe eine Tiefgarage, die genug Platz auch für die „Alteingesessenen“ biete. „Rechtlich ist das alles abgesichert“, sagt Hielscher. „Im Grunde ist es ein Glücksfall, dass nicht nur neue Wohnungen gebaut, sondern auch gleich die Parkplatze ersetzt werden.“

Zum Eilantrag der Initiative soll offenbar bald ein Urteil fallen. „Eine zeitnahe Entscheidung in diesem Monat ist sehr wahrscheinlich“, sagt Max Plog, Sprecher des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichts.

Hamburger Abendblatt - Anwohner kämpfen gegen Nachverdichtung in Osdorf

Anmerkungen:

Augenscheinlich ist Herr Hielscher in Mathematik nicht mehr ganz fit, wie sonst lässt sich seine Aussage: „Zudem entstehe eine Tiefgarage, die genug Platz auch für die “Alteingesessenen” biete. … Im Grunde ist es ein Glücksfall, dass nicht nur neue Wohnungen gebaut, sondern auch gleich die Parkplatze ersetzt werden.“ erklären.

Gerne rechnen wir (konservativ) vor:

(-38 Stellplätze – (0,6 * 22) Stellplätze  + 26 Stellplätze = Weitere 25,2 Stellplätze die im Viertel wegfallen.

Tönninger weg 1-5 [6,6 zusätzlich benötigte Stellplätze hinzugekommen], 89a [13 weg gefallenen Stellplätze, 3 zusätzlich benötigte Stellplätze hinzugekommen])

In der Summe also 47,8 Stellplätze weniger, das entspricht 239 Meter benötigte Straßenmeter!

(60% Hamburger Haushalten haben mind. ein PKW, Quelle: Kurzreport, Mobilität in Deutschland, Hamburg und Metropolregionen – April 2020)

Auch verschweigt Herr Hielscher, dass auch diverse andere Garagenhöfe/Parkplätze in der unmittelbaren Umgebung laut dem „Wohnungsbauropgramm Altona 2020“  „gefährdet“ sind. Im Detail nachzulesen hier: Betrifft uns doch nicht. Es wird also noch dramatischer werden.

Wir möchten auch erwähnen, dass es sich bei einem Großteil der erbauten (Tönninger weg 1-5 & 89a) und zu bauenden Wohnungen um hochpreisige Eigentumswohnungen handelt. Das ist ganz sicher nicht ein Beitrag im Rahmen der Wohnraumknappheit sondern dient schlicht der Rendite der Investoren.